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Meinung

Wann ist der richtige Zeitpunkt, um den Stecker zu ziehen?

Im Jahr 2009 hatte ich die Möglichkeit, die Geschäftsführung der Softcrew AG zu übernehmen. Die Softcrew AG war zum einen eine Proffix Vertriebspartnerin und zum anderen seit 1996 Herstellerin der Privatkunden-Software CashComm: Ein geniales Tool, das ich auch bereits vorher privat eingesetzt hatte, doch seinen Zenit bereits bei meinem Eintritt überschritten hatte.


Proffix übernahm einen Teil der Mitarbeitenden und bot den nötigen Service als Dienstleistung an. So konnten wir ein äusserst nützliches Programm wie CashComm am Leben erhalten und die Schnittstellen zu den Banken öffneten uns Türen im Marketing.

Gleichzeitig pushten 2009 die Banken ihre Online-Auftritte und die Welt verlagerte sich in die Cloud. Wir investierten jährlich viele Stunden in den Unterhalt der Funktionen, Schnittstellen und vor allem den Kundendienst. Gut ausgebildete Mitarbeitende kümmerten sich mehrheitlich kostenlos um die Anliegen der Anwender/-innen und so standen Umsatz und Aufwand von Beginn an in einem schlechten Verhältnis.

Bis 2013 konnten wir die Benutzerzahlen mehr oder weniger stabil halten. Einige Kundinnen und Kunden sprangen ab und einige neue kamen dazu. Gleichzeitig überlegten wir uns immer wieder, wie wir CashComm in die moderne Welt überführen könnten. Doch in den Gesprächen spürten wir, dass die Banken gar nicht an einer solchen Cloud-Lösung für mehrere Banken interessiert waren. Das zeigt sich auch beim Tool der Qontis AG, das genau das widerspiegelt, was wir mit CashComm machen wollten: Ein geniales Instrument, das aber nur die Schnittstellen von wenigen Banken nutzen darf.

Nun sind wir mitten in der Umstellung auf ISO 20022, ein europäischer Standard, der in der Schweiz etwas breiter interpretiert wird. Nun müssen wir feststellen, dass diese Umstellung und CashComm sich zu einem Fass ohne Boden entwickelt hat. Als Geschäftsführer musste ich mich schweren Herzens entscheiden, die Notbremse zu ziehen. Ein Entscheid, der auch intern auf Widerstand stiess, war es doch ein Produkt, das uns allen ans Herz gewachsen ist, den ich aber schon länger hätte fällen müssen. Die jährlichen Kosten waren schon lange in keinem Verhältnis mehr und die noch auf uns zukommenden Aufwendungen immens.

Dieser Entscheid, nachdem wir schon die ersten Banken für CashComm auf ISO 20022 umgestellt hatten, war hart. Gerade, weil auch ich mich vom emotionalen Bezug zu diesem Produkt habe beeinflussen lassen. Aber für solche Entscheide gibt es keinen richtigen Zeitpunkt und das ist wieder eine wichtige Erfahrung für mich. Wir bezahlten dafür auch entsprechendes Lehrgeld, denn sich von Emotionen leiten zu lassen ist gefährlich. Ich denke, genau darum haben in den USA auch Unternehmer/-innen, die schon einmal gescheitert sind, ein entsprechendes Ansehen. Sie lernen Wirtschaftlichkeit von Emotionen zu trennen und werden so zu besseren Entscheidern.